Internationaler Frauentag

Nach Angaben der türkischen Plattform „We Will Stop Femicides“ wurden im vergangenen Jahr mindestens 334 Frauen durch männliche Gewalt ermordet, weitere 245 Frauen starben unter verdächtigen Umständen – und der Landkreis Schwalm-Eder leistet als einzigen Beitrag zum „Internationalen Frauentag 2024“ einen Vortrag „Chefin im eigenen Leben sein“, mit „informieren, stärken und einfach nur herzhaft miteinander lachen“, dazu gibt es „Snacks und Sekt“.
Wie armselig. Keine Demo für Frauen, die einfach nur aufgrund ihres Geschlechts gequält und ermordet werden? Fast jeden 3. Tag stirbt in Deutschland eine Frau – getötet von ihrem Partner oder Ex-Partner. Diese Frauen wären sicher gerne „Chefin“ in ihrem eigenen Leben gewesen…
Internationaler Frauentag und keine Verurteilung der sog. „Ehrenmorde“, die lt. der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte nicht nur im östlichen Teil der Türkei, in Jordanien und Syrien, Pakistan, Indien, dem Iran oder Irak stattfinden, sondern auch in Europa, in Deutschland und den angrenzenden Ländern? Wobei als „unehrenhaft“ generell all das gilt, was „nicht von der Familie und Gesellschaft gebilligt wird, also vor allem ein Blick- oder Gesprächskontakt mit einem Mann außerhalb der eigenen Familie“. Ein Blickkontakt. Und „eine uneheliche Schwangerschaft bedeutet in extrem männerdominierten Ländern den sicheren Tod der Frau und – sollte es auf die Welt gekommen sein – des Kindes“.
Internationaler Frauentag und keine lautstarke Solidarisierung mit von Genitalverstümmelung betroffenen Frauen und Mädchen? Und damit jeder weiß, worum es geht: Bei der Genitalverstümmelung von Frauen gibt es drei Methoden, die je nach ethnischem Hintergrund und Land variieren: Bei der ersten wird die Klitoris entfernt, bei der zweiten zusätzlich die inneren Schamlippen gekürzt, bei der dritten wird das komplette äußere Genital abgeschnitten und bis auf ein kleines Loch zugenäht. Für die Betroffenen entstehen mit jeder Variante große psychische und körperliche Belastungen und Infektionsrisiken.
Lt. Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) sind rd. 70.000 Frauen in Deutschland von Genitalverstümmelung betroffen, fast 15.000 minderjährige Mädchen allein in Deutschland davon bedroht. Die deutliche Steigerung der Zahl der betroffenen und gefährdeten Frauen und Mädchen ist lt. BMFSFJ darauf zurückzuführen, dass mehr Menschen aus Herkunftsländern, in denen weibliche Genitalverstümmelung praktiziert wird, nach Deutschland gekommen sind.
Snacks und Sekt zum „Internationalen Frauentag“ im Landkreis Schwalm-Eder. Und nicht ein einziger Satz zu diesem grausamen Ritual.
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